09.02.2012

Fazit vom 08.02.2012

Berlin ist stressig und Berlin ist kalt. Und trotzdem ist Berlin wunderschön. Das ist mein Fazit, nachdem ich Montag Abend hier ankam und heute leider wieder fahren muss. Neun Wohnungen gab es zu besichtigen, zwei hab ich davon noch vor mir.
Bereits gestern ging es schon früh los. 8:30 Uhr war die erste Besichtigung und prompt kam ich zu spät. Dafür konnte auch der Taxifahrer nicht wirklich etwas. (Heute hab ich den Arbeitverkehr berücksichtigt) Zum Glück traf ich die Maklerin noch an nachdem ich völlig außer Atem über die Straße und durch 2 Hauseingänge geflitzt bin und auf gut Glück den richtigen Platz gesucht habe. Und netterweise schloss sie mir auch noch mal auf, obwohl ich zu spät war. Nett oder? Danach ging es direkt im Stundentakt weiter bis 13:30 Uhr. Zwischen den ganzen Besichtigungen schaffte ich es gerade so ein bisschen die Umgebung um die zu besichtigenden Wohnungen zu erkunden und so hab ich gestern wirklich sehr viel von Berlin gesehen und bin durch sehr viele Straßen gelaufen und hab viele nette kleine Geschäfte, Bars, Cafés und Bäcker gefunden. Und...viele nette Menschen kennen gelernt. Ich merke, ich schweife ab. Daher nun zurück zum Thema.
Endlich hatte ich also mal Zeit um mich aufzuwärmen und so setzte ich mich in ein nettes kleines Café und trank Tee. Pfefferminztee um genau zu sein. Nichts wärmt schöner Körper und Geist. Langsam aber sicher begann ich auch meinen gesamten Körper wieder zu spüren. Dick angezogen war ich, vergleichbar mit dem Aussehen eines Michelin Männchen und trotzdem zog sich die Kälte ja doch durch den ganzen Körper, wenn man stundenlang draußen unterwegs ist.
Da halfen auch meine Spaziergänge durch Berlins Straßen nur kurzzeitig. Schlussendlich war ich dann froh, als meine letzte Besichtigung für gestern um 16:30 Uhr vorbei war und ich in mein warmes Hotelzimmer konnte. Hat auch nicht lange gedauert und ich war eingeschlafen. Ein Wunder war es nicht, ich war totmüde.

Auch heute ging es bereits früh los doch diesmal hatte ich ja genug Schlaf bekommen. Kalt ist es immer noch, aber es gibt hier ja wie bereits erwähnt, an jeder Ecke einen Bäcker und hier sitze ich nun und warte auf meine Besichtigung um 15:45 Uhr. Leider ist es erst 10:18 Uhr und ich hoffe dass ich dank meines immensen Tee - Konsums noch nicht zu schnell von hier weg muss.
Das Wetter ist fantastisch, man sieht nicht eine Wolke am blauen Himmel und die Schneereste funkeln in der Sonne. Ja doch...ich hab den Spaziergang hier her genossen. Hab in Ruhe die Umgebung der potentiellen Wohnung begutachtet und für gut befunden. Für vier Wohnungen konnte ich sogar schon alle Unterlagen abgeben.
10:55 Uhr: Ich korrigiere, für fünf Wohnungen. Vor einer halben Stunde rief mich die nette Maklerin von der Wohnung heute früh um 9:00 Uhr an und fragte, ob ich nicht in der gleichen Straße noch eine Wohnung besichtigen will die genau so wie die andere geschnitten ist. Da es ja schnell gehen soll mit dem Umzug. Natürlich sagte ich zu. Wie passend dass diese Adresse nur etwa 10 Minuten Fußweg von der Bäckerei entfernt ist, in der ich nun wieder sitze und Tee trinke. Finde ich sehr nett von ihr, dass sie da an mich gedacht hat und mich noch mal anrief. Und ein bisschen Bewegung kann ja nicht schaden - jeder Gang macht ja bekanntlich schlank.

Als ich heute morgen im Taxi von Friedrichshain nach Köpenick saß und die Straßen und Häuser in der aufgehenden Sonne an mir vorüber zogen, begann ich zu träumen. Ich stellte mir vor, ich sei einer dieser Menschen die dort unterwegs waren. Auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit. Stellte mir vor, ich würde bereits in Berlin wohnen und so geschäftig durch die Straßen laufen.
Wie sehr ich mir doch wünsche dass dieser Traum endlich wahr wird. Dass ich hier endlich eine Wohnung finde und die dann auch bekomme. Auch wenn ich von Natur aus Optimistin bin, so bekomme ich trotzdem langsam Angst. Dass ich keine, oder nicht rechtzeitig eine, Wohnung bekomme. Dass mir das Geld ausgeht und ich keine Besichtigungen mehr machen kann. Ich lasse jedes Mal zwischen 150,-€ und 300,-€ hier, das ist eine ganze Menge. Und ich bin ja nicht die Einzige, die die Wohnungen besichtigt. Die Konkurrenz ist groß und schläft nicht. Ich bewerbe mich auch für jede Wohnung die ich besichtige. Hab ja auch keine große Wahl und muss alles mitnehmen, was geht.
Die Zeit rennt und das gegen mich...
Eigentlich hab ich noch bis Ende März Zeit aber trotzdem sage ich bei jeder Wohnung dass ich sofort einziehen würde, was bleibt mir auch anderes übrig.
Nun heißt es hoffen und bangen, dass eine der Entscheidungen positiv für mich ausfällt. Ich werde die nächsten Tage nicht gut schlafen, da im meinem Kopf die Gedanken ständig nur um ein Thema kreisen: "Rufen sie an und sagen ich kriege eine Wohnung oder war alles umsonst?".

Gestern kam ich wieder bei Unter den Linden vorbei und fuhr genau aufs Brandenburger Tor zu. Bei dem Anblick musste ich direkt wieder an meinen ersten Besuch hier nach Jahren, mit Phil im November 2011 denken und eine gewisse Wehmut kam auf. Während die Fahrt weiter entlang des Reichstages und der goldenen Else ging, kam mir in den Sinn dass ich Phil nun zukünftig nur noch sehr selten sehen werde. Seit der Trennung von meinem Ex hatten wir sehr intensiven Kontakt und uns mindestens einmal die Woche gesehen. Das wird sich nun ändern und ich vermisse es jetzt schon. Internet ist natürlich gut und schön, ersetzt aber nicht den realen Kontakt. Spontane Besuche sind dann nicht mehr. Ja doch - ich werde ihn und die Zeit sehr, sehr vermissen. Das zeigt mir unter anderem auch, was ich alles für meinen Traum, hier in Berlin zu leben, zurück lasse und ich hoffe nichts sehnlicher, als dass es sich auch lohnt, so viel aufzugeben und einen kompletten Neustart zu machen.
Freunde sind wie Sterne - man sieht sie nicht immer, aber sie sind immer da.
So heißt es doch und ich hoffe es ist wahr. Und doch hat meine Angst mich fest im Griff. Ich kann es mir selber nicht erklären, aber dieses Gefühl will einfach nicht weichen. Obwohl bisher alles relativ gut läuft. Ich will das alles einfach nicht umsonst auf mich genommen haben. Der Stress und die ständigen Sorgen zerren an meinen Nerven und machen mich fertig. Ich schlafe schlecht und esse kaum etwas. In meinem (noch) Zu hause halte ich es nicht mehr aus, ich könnte durchdrehen wenn ich dort wieder mal allein sitze und darauf warte, endlich ein Erfolgserlebnis zu haben. Noch mehr als jetzt kann ich nicht dafür tun. Nur hoffen und warten. Und warten hasse ich. Diese Ungewissheit...

Doch jetzt, just in diesem Moment bin ich irgendwie glücklich. Ich genieße das Gefühl, denn es wird nur von kurzer Dauer sein, bis die Sorgen meine Gedanken wieder trüben. Ich hab die letzten Tage allein gemeistert und sitze nun in einer Bäckerei mitten in Köpenick, die Köpenicker Altstadt nicht weit von hier entfernt und fühle mich gerade wie ein echter Berliner - oder in meinem Falle wohl eher Berlinerin. Man könnte sagen, ich fühle mich daheim. Dazugehörig. Der Verkäufer hier ist ein netter Kerl mit dem ich mich zwischendurch immer etwas unterhalte und wir waren sofort auf "Du". Soviel zu dem Vorurteil, alle Berliner seien arrogant. Ich hab noch keinen einzigen getroffen auf den das zutrifft. Ganz im Gegenteil: sie sind offen, man kommt sofort ins Gespräch und sie helfen wo immer sie können. Ich glaub, dieses "Vorurteil" gegenüber den Berlinern liegt nur daran, dass so einige Menschen nicht mit der Berliner Schnauze umgehen können, wie man es so zärtlich nennt. Im Grunde sind sie vom Wesen her wie ich. Daran könnte es liegen, dass ich mich sofort mit jedem verstehe und mich hier so heimisch fühle.
Während ich hier also bei meiner fünften Tasse Früchtetee sitze und diese Worte auf ein Stück Papier kritzel, starre ich nebenbei verträumt in den blauen Himmel und beobachte die Menschen, die vor dem Schaufenster in Busse und Bahnen ein- und aussteigen, emsig umher wuseln oder in ihren Autos der Kälte trotzen.

Ich bin (fast) angekommen, ich bin daheim...

4 Kommentare:

Sailor Strawberry hat gesagt…

Ich drücke dir ganz doll die Daumen dass du eine schöne Wohnung für dich ergattern kannst <3

Fynn hat gesagt…

Danke =)

Franzi hat gesagt…

Hab mir mal deine ganzen Post (denke sind alle gewesen o.O) über Berlin durchgelesen. Du schreibst unglaublich schön und ich musste echt schmunzeln über deine Beschreibung des Verkehrs und ich bin auch .. wie könnte man das gut beschreiben.. gerührt? .. Freue mich .. aufjedenfall in sehr postiver Stimmung xD und wieso?

Ich komme selber aus Berlin und lebe auch hier und mich freut es einfach ungemein wie sehr du diese Stadt liebst. Geht einem als Berliner doch gleich zu Herzen <3

Drücke dir ganz stark die Daumen das du hier eine Wohnung bekommst und wer weiß .. vielleicht läuft man sich ja dann mal über den Weg =P

Fynn hat gesagt…

Ich danke dir :)

Ach die Welt is doch ein Dorf, man begegnet sich bestimmt mal ;)